Impressionen von der Brokdorf-Blockade
21. Juni 2011 § Hinterlasse einen Kommentar
Leipzig blockiert Brokdorf. Die Aussage ist zwar etwas vermessen, aber immerhin stellten Leipziger rund drei Prozent der Blockierenden, das muss man auch mal festhalten. Was aber vor allem daran lag, dass nur knapp 200 Menschen insgesamt (und darin sind die zahlreichen Kinder schon mitgezählt) sich nach Brokdorf aufmachten, um die Revision der Eon-Meilers mit Menschenmasssen zu unterbinden. So gelang es wenigstens zwei Schichtwechsel zu stören, wenn auch nicht zu unterbinden.
Dennoch, der Ausflug in die norddeutsche Tiefebene war ein guter. Die Organisation vor Ort war wie immer großartig, die Verpflegung an den Blockaden klappte prächtig und auch die Stimmung unter den Teilnehmern hätte nicht entspannter sein können. Auch die Polizei, zugegen waren Kräfte aus Nordrhein-Westfalen, der Bundespolizei und natürlich aus Schleswig-Holstein, war sehr entspannt und alle Räumungen verliefen wohl problemlos. So tobten spielende Kinder neben alteingessesen Anti-Atom-Hasen, während es sich die Jugend schwatzend auf der Straße bequem machte, bis dann irgendwann alle freundlich von der Straße verbracht wurden. Nur die Crew des Leipziger Bündnisses wurde nie geräumt, saß sie doch konsequent zu jeder der drei Räumungen in der unbehelligten Blockade. Das passiert halt, wenn man immer zwei Orte blockiert halten muss, aber die Polizei natürlich nur einen Zugangsweg freiräumt. Dafür aber hatten wir eine wunserschöne Nacht zwischen Elbdeich und AKW – selbst der Kaffee am Morgen wurde pünktlich gebracht.
Woran lag es nun, dass nur verhältnismäßig Wenige dem Aufruf zur X-tausendmal quer-Blockade gefolgt sind und die etwas militanteren Gestalten von Block Brokdorf gar nicht erst den Weg in die Wilster Marsch fanden? Zum einen ist da der geschickte Zug Eons zu nennen, die Revision um eine Woche zu verschieben und so die BlockiererInnen unter Zugzwang setzten, die sich schließlich entschlossen dieses „Hase-und-Igel-Spiel“ mitzuspielen – und offensichtlich der Hase waren. Die Verschiebung war der Bewegung offensichtlich nicht vermittelbar, zumal die mittelfristige Urlaubsplanung vielen potentiellen TeilnehmerInnen einen Strich durch die Rechnung machte. Für ein Wochenende lohnt die Anreise von weiter eher kaum.
Vielleicht aber liegt es auch an der Politik, die ja behauptet mit dem Ausstieg bis 2022 sei das Thema jetzt endgültig durch. Das wäre tragisch, denn tatsächlich ist der schwarz-gelbe Vorschlag maximal der Spatz in der Hand. Es geht schneller und auch in der Endlagerfrage muss sich mehr tun als angekündigt. Das Barometer, das den Druck der Bewegung misst, wird der nächste Castor im November. Fest steht, mittelfristig müssen wir als Atombewegung das Thema klarer formulieren. Jetzt kann es nicht nur um den Atomausstieg gehen, jetzt muss die Energiewende ran. Wir reden nicht mehr über den Kuchen, jetzt geht es um die ganze Bäckerei – und die backt ihr Brot post-fossil.
Torben Ibs
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